Spontaner Tagesausflug nach Polen – 250 Kilometer Richtung Breslau
Sonntagmorgen, zehn Uhr. Eigentlich die perfekte Zeit, um gemütlich zu frühstücken, noch ein bisschen im Bett zu bleiben – oder, spontan 250 Kilometer für einen Tagesausflug nach Breslau zu fahren. Wir entschieden uns für einen Kurztrip.
Breslau war diesmal unser Ziel – auf unserer großen Osteuropa-Tour durch Polen sind wir damals nur vorbeigefahren, irgendwo zwischen Sagan und Oświęcim.
Das Navi versprach zweieinhalb Stunden bis Breslau, ich rechnete mit Baustellen, Staus und mindestens einem Tankstopp. Zwei Tage vor meiner Knie-OP wollte ich noch einmal raus – bevor mich die Couch und der Verband für eine längere Zeit aneinanderketten würden. Also: ab ins Auto, Kaffeebecher voll, Tank voll, und los.
Wir starten östlich von Cottbus. Die Autobahn war erstaunlich leer, die Sonne spielte mit, und nur ein paar Wolken versuchten halbherzig Stimmung zu machen. Irgendwo zwischen Raststätte und Kaffeebecher kam das erste kleine Freiheitsgefühl auf – dieses leise Kribbeln, wenn man weiß: Man hätte auch einfach zu Hause bleiben können – haben wir aber nicht.
Kurz vor der polnischen Grenze dann das, was man früher „Grenzübergang“ nannte. Heute steht da wieder ein Schild, ein paar freundliche Uniformen und die Erinnerung daran, dass Europa manchmal gern so tut, als wäre es noch nicht ganz zusammengewachsen. Man darf jetzt wieder zeigen, dass man kein Schmuggler, sondern nur ein Mensch mit Reiselust ist – ein Konzept, das offenbar so neu ist, dass man es kontrollieren muss. Wir wurden durchgewinkt. Offenbar sahen weder wir noch das Auto gefährlich genug aus, um die europäische Sicherheit zu gefährden.
Angekommen in der Altstadt: Gaukler, Wärme und der Duft von Butter und Zimt
In Breslau angekommen, suchten wir zuerst einen Parkplatz. Das Parkhaus mitten in der Stadt schien wie für uns gemacht – großzügig, sauber und erstaunlich leer. Wir waren begeistert: so zentral, so viel Platz, und das an einem Sonntag! Wir stellten das Auto ab, machten uns auf den Weg Richtung Markt und dachten noch, wie angenehm ruhig das alles war. Als wir später zurückkamen, wussten wir dann auch, warum es so leer gewesen war. Aber dazu später mehr.

In der Altstadt war von Ruhe jedenfalls keine Spur. Zwischen Kopfsteinpflaster, Gauklern, Seifenblasen und staunenden Kindern pulsierte das Leben. Straßenmusik war eher die Ausnahme – stattdessen zogen Jongleure, Feuerspucker, Drehorgelspieler und lebende Statuen die Aufmerksamkeit auf sich.
Breslau zeigte sich von einer bunten und lebhaften Seite – charmant, vielseitig voller Energie, aber ohne Hektik. Genau so, wie man es sich von einer europäischen Studentenstadt wünscht.
Piroggen, Geduld und gute Laune – Mittagessen mit Aussicht auf das Rathaus
Wir landeten schließlich in einem Restaurant direkt am Marktplatz – im Pierogarnia Stary Młyn, genau gegenüber vom Rathaus. Beste Lage, beste Aussicht. Schon beim Eintreten umfing uns eine warme, einladende Stimmung. Drinnen duftet es nach gebratenem Teig, Butter und einem Hauch Knoblauch – diese Sorte Duft, die sofort Appetit macht, egal ob man Hunger hat oder nicht. Und doch lag da noch etwas Süßliches in der Luft. Vielleicht Zimt, vielleicht Vanille – oder einfach der Duft frisch gebackener Nachspeisen, der sich mit den herzhaften Aromen vermischte.

Die Einrichtung war rustikal, aber gemütlich: helle Holztische, warme Beleuchtung, viel Holz – schlicht, aber stimmig. Es war voll, richtig voll. Das Stimmengewirr füllte den Raum, Teller klirrten, irgendwo lachte jemand laut, und trotzdem blieb es angenehm. Das Personal war freundlich, aufmerksam und erstaunlich entspannt.
Wir bekamen einen Platz direkt am Fenster – mit Blick auf das bunte Treiben draußen, auf Touristen, Tauben und die Sonne, die sich in den farbenfrohen Fassaden spiegelte. Drinnen war es wohlig warm, draußen vibrierte das Leben – ein perfekter Ort, um anzukommen, durchzuatmen und sich durch die Speisekarte zu kämpfen.
Wir blätterten neugierig in der Karte und versuchten, uns in der Fülle polnischer Spezialitäten zurechtzufinden. Währenddessen schweiften unsere Blicke immer wieder hinaus auf den Marktplatz. Es war dieses typische Altstadtbild – draußen das volle Leben, drinnen das beruhigende Klappern von Besteck. Nur dass es hier nicht lange friedlich blieb:
Plötzlich begleitete ein lautes Pfeifkonzert eine Kolonne Menschen, die mit Transparenten und Parolen über den Platz zogen – eskortiert von der Polizei, die sichtlich bemüht war, dabei möglichst gelassen zu wirken. Worum es ging, wussten wir nicht genau, aber an der Entschlossenheit der Demonstranten war kein Zweifel.
Hausgemachte Piroggen – polnische Klassiker mit Herz
Nach dem kleinen Zwischenspiel fiel die Entscheidung schnell:
Einmal Piroggen ganz klassisch – handgeformt, mit einer Füllung aus Schweinefleisch, Zwiebeln und Gewürzen. Dann einmal die große Variante, Piroggen in XXL, prall gefüllt mit zartem Hähnchenfleisch. Und – man gönnt sich ja sonst nichts – noch einmal XXL, diesmal mit kräftiger Beef-Füllung. Als Beilage bestellten wir Gurkensticks. Alles perfekt zum Teilen oder, realistischer betrachtet, zum gegenseitigen Wegessen.

Ein kleiner Hinweis auf der Karte ließ uns schmunzeln: „Bitte planen Sie mindestens 30 Minuten Wartezeit ein – alle Speisen werden von Hand gefertigt.“ Das war kein leeres Versprechen, sondern eine charmante Vorwarnung.
Warten mit Aussicht – vom Fensterplatz mitten ins Leben
Während wir warteten, hatten wir beste Unterhaltung direkt vor unserem Fenster: Ein Straßenkünstler – eine sogenannte Living Statue – stand dort in bronzefarbenem Gewand, vollkommen reglos. Nur hin und wieder bewegte er sich, langsam, präzise, fast mechanisch – hob die Hand, winkte einem Kind zu, verharrte wieder. Die Leute blieben stehen, lachten, machten Fotos.
Dani und ich beobachteten das ganze Spektakel mit stiller Begeisterung. Man konnte richtig sehen, wie er mit minimalen Bewegungen maximale Wirkung erzielte. Er war so überzeugend, dass man fast erwartet hätte, jemand würde die Living Statue am Abend mit einem Gabelstapler ins Museum zurückfahren.

Bevor das Essen kam, erlebten wir dann schon die nächste Demonstration. Offenbar gab es in Breslau einen gewissen Takt: in einer Stunde mindestens zwei Kundgebungen. Diesmal war das Thema klar – Gaza. Wieder zog ein langer Zug an Menschen vorbei, flankiert von Polizei, Transparenten und lautstarken Parolen. Vom Restaurantfenster aus wirkte das Ganze wie eine Szene aus einem Live-Nachrichtenkanal – nur mit besserem Duft in der Luft.
Wir hielten fest: politisches Engagement inklusive Mittagspause.
Inzwischen waren die angekündigten 30 Minuten Wartezeit längst verstrichen. Aus einer halben Stunde war eine ganze geworden, aber wir hielten uns tapfer bei Laune.
„Das kommt jetzt gleich“, sagten wir uns. Dann noch mal: „Jetzt gleich.“
Und noch ein drittes Mal, vorsichtshalber.
Das gleich dauerte dann noch ein paar Minuten – und dann, endlich, kamen drei große und ein kleiner Teller. Und was dann kam, war das Warten definitiv wert. Heiß, goldbraun, duftend und mit jeder Menge Füllung. Die Piroggen sahen nicht nur fantastisch aus, sie schmeckten auch so – außen leicht knusprig, innen weich und aromatisch. Dazu der Dip, genau richtig dosiert.

Kein überladenes Tellerdesign, keine Deko-Orgie. Einfach ehrliches, gutes Essen.
Nachdem wir in aller Ruhe gegessen hatten – mit bester Aussicht auf das Treiben draußen – blieb am Ende sogar noch etwas übrig. Eine XXL-Pirogge schafften wir nicht mehr, also ließen wir sie uns einpacken. Das war völlig problemlos möglich, und scheinbar ging es vielen so wie uns, denn wir sahen viele Gäste mit denselben kleinen Tüten aus dem Restaurant schlendern.
Der ganze Spaß kostete am Ende rund 171,80 Złoty umgerechnet ca. 40 Euro – für ein Mittagessen mitten in der Altstadt wirklich günstig. Draußen vor der Tür machte ich noch schnell ein Foto mit der bronzenen Living Statue, die uns während des Wartens so ausdauernd unterhalten hatte.

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Restauranttipps in der Altstadt Breslau (Rathausnähe)
Pierogarnia Stary Młyn
Hausgemachte Piroggen in allen Varianten – klassisch mit Fleisch oder Käse, saisonal mit Pilzen, süß mit Früchten. Das Lokal ist urig eingerichtet, warm beleuchtet und liegt direkt gegenüber vom Rathaus – besser kann man kaum sitzen. Die Speisen werden frisch von Hand zubereitet, deshalb sollte man etwas Wartezeit einplanen.
- Adresse: Pierogarnia Stary Młyn, Rynek 26, Wrocław
- Website: pierogarnie.com
- Täglich geöffnet, genaue Zeiten siehe Website
Le Gosse
Das Restaurant liegt nur wenige Schritte vom Rynek, dem Marktplatz von Breslau, entfernt und verbindet französisches Flair mit moderner europäischer Küche.Die Gerichte sind kreativ, saisonal orientiert und reichen von zarten Fischkompositionen bis zu raffinierten Fleisch- und vegetarischen Kreationen. Innen besticht das Restaurant mit drei gemütlichen Räumen, freiliegendem Backstein und moderner Einrichtung, draußen gibt es eine Dachterrasse mit Ausblick über die Dächer der Altstadt. Der Laden ist #instafriendly, bietet Frühstück und Brunch bis in den Nachmittag und hat warme, einladende Atmosphäre von morgens bis abends.
- Adresse: Uniwersytecka 1, 50-145 Wrocław
- Website: legosse.pl
- Öffnungszeiten: Mo–So 09:00–23:00
Browar Złoty Pies
Browar Złoty Pies ist ein Restaurant mit eigener Brauerei im Herzen der Altstadt. Hier dreht sich vieles ums Bier: sechs Sorten, saisonale Varianten, alles direkt vor Ort gebraut. Kulinarisch wird dem Besucher eine Mischung aus traditioneller polnischer Küche und kreativen Gerichten, mit regionalen Zutaten und kreativer Umsetzung geboten.
- Adresse: Rynek 41, 51-116 Wrocław
- Website: zlotypies.com
- Öffnungszeiten: siehe Webseite
Konspira
Wer hier einkehrt, erlebt weit mehr als ein Restaurant – es ist eine kleine Zeitreise in die kommunistische Ära Polens. Zwischen alten Schreibmaschinen, Zeitungsseiten und Symbolen der Solidarność-Bewegung erzählt das Lokal von Mut, Widerstand und Zusammenhalt. Serviert werden bodenständige polnische Klassiker: Pierogi, Bigos, Żurek, deftige Fleischgerichte – alles authentisch und reichhaltig.
- Adresse: Plac Solny 11, 50-061 Wrocław
- Website: restauracjakonspira.pl
- Öffnungszeiten: siehe Webseite
Hard Rock Café Wrocław
Direkt am Marktplatz serviert das Hard Rock Café die bekannte Mischung aus Burgern, Ribs und Rockmusik. In den hohen, bunt beleuchteten Räumen hängen Original-Gitarren und Kostüme berühmter Musiker – perfekt für alle, die amerikanisches Essen mit Musikgeschichte verbinden möchten.
- Adresse: Rynek 25, 50-101 Wrocław
- Website: hardrockcafe.com
- Öffnungszeiten: So – Do 11:00 – 23:00, Fr & Sa 11:00 – 24:00
Wer in Breslaus Altstadt essen gehen möchte, hat die Qual der Wahl. Rund um den Marktplatz von Wrocław reiht sich ein Lokal ans nächste – von traditionellen polnischen Restaurants über moderne Bistros und Cafés bis hin zu internationalen Küchen aus aller Welt. Neben unseren fünf Favoriten lohnt es sich, einfach durch die Gassen zu schlendern und sich treiben zu lassen: Fast an jeder Ecke locken kulinarische Entdeckungen, die Breslau auch für Feinschmecker zu einem echten Erlebnis machen.
Breslau hat kulinarisch weit mehr zu bieten, als man an einem Tag probieren kann – wer länger bleibt, sollte sich einfach treiben lassen, denn in jeder Gasse wartet ein neues Geschmackserlebnis.
Zwergenfieber in Breslau – die Suche beginnt
Dann begann unsere eigentliche Mission: die Zwergenjagd. Kaum um die Ecke, da war auch schon der 1. Zwerg entdeckt, natürlich nicht von mir, sondern von Dani. Damit war der Startschuss zur Zwergenjagd gefallen. Wir schlenderten durch die Altstadt, und immer wieder tauchten kleine Zwerge auf – in Fensternischen, auf Hydranten, an Laternen, auf Mauervorsprüngen oder einfach auf dem Gehweg. Kaum hatte man einen entdeckt, grinste der nächste schon um die Ecke. Es wurde schnell klar: Man kann hier nicht gehen, ohne ständig auf der Suche zu sein.

800 kleine Figuren und eine große Geschichte
Was zunächst wie eine liebenswerte Touristenattraktion wirkt, hat übrigens eine durchaus ernste Geschichte: In den 1980er-Jahren malte die oppositionelle Bewegung „Orange Alternative“ kleine Zwerge als stillen Protest gegen das damalige kommunistische Regime an die Wände – als Symbol für Humor und Freiheit in grauen Zeiten. Später wurden daraus die bronzenen Figuren, die heute überall in der Stadt stehen.
Mittlerweile, so heißt es, gibt es rund 800 Zwerge, jeder mit eigenem Namen, Beruf oder Eigenart. Manche schlafen, manche musizieren, einige rechnen, andere protestieren – und alle erzählen ein Stück Breslauer Geschichte auf ihre ganz eigene Weise.


👉 Hinweis am Wegesrand
Auf geführter Zwergenjagd durch Breslau
Wer glaubt, dass man die Zwerge in Breslau nur zufällig entdeckt, liegt falsch.
Tatsächlich kann man sich auf eine richtige Mission begeben – mit Karte, Geschichten und einem Stadtführer, der sie alle kennt.
So zum Beispiel unter dem Titel „Auf der Suche nach Breslauer Zwergen“ bietet Wrocław City Tour eine rund zweistündige Stadtführung an, die ganz im Zeichen der kleinen Bronzefiguren steht.
Start ist direkt am Marktplatz – beim Alten Rathaus, neben der Bären-Skulptur – und schon dort begegnet man den ersten Exemplaren, die zwischen Touristenbeinen und Caféstühlen ihren ganz eigenen Alltag haben.
Während des Spaziergangs erfährt man, wie die Zwerge einst als Symbol für Widerstand und Freiheit entstanden, warum manche Figuren mit einem Handy, andere mit einem Bierkrug oder einem Stethoskop ausgestattet sind – und wo sich die wohl bekanntesten Vertreter wie Życzliwek („der Freundliche“) und WrocLovek verstecken.
Die Tour führt durch einige der schönsten Ecken der Altstadt: vorbei an der Universität, dem Solny-Platz (Blumenmarkt), durch kleine Gassen und bis hin zum legendären Zwergenhaus, in dem gleich mehrere Bronzebewohner zu finden sind.
Das Ganze ist kein trockener Vortrag, sondern eine kurzweilige Mischung aus Stadtgeschichte, Humor und Schatzsuche – ideal auch für Familien mit Kindern, die auf spielerische Weise Breslau entdecken wollen.
Wer mag, kann sich zusätzlich eine Zwergenkarte besorgen, um die restlichen Figuren später selbst zu suchen – so wird die Führung zum Auftakt einer eigenen kleinen Jagd.
Details zur Tour – Auf der Suche nach den Breslauer Zwergen
- Anbieter: Wrocław City Tour (Stadtführung No. 023)
- Startpunkt: Marktplatz / Altes Rathaus – Treffpunkt bei der Bären-Skulptur
- Dauer: ca. 2 Stunden
- Sprachen: Deutsch, Englisch, Polnisch
- Preise: ab ca. 25 Zł für Einzelkarten, Gruppenpreise nach Absprache
Hinweis: Angaben zu Touren, Treffpunkten und Preisen basieren auf dem Stand zum Zeitpunkt unserer Recherche. Änderungen durch den Anbieter sind möglich – aktuelle Informationen findet man direkt bei Wrocław City Tour.
Von Zwergen, Gauklern und fliegenden Fackeln
Zwischendurch blieben wir immer wieder stehen, denn in Breslau ist die Stadt selbst eine Bühne. Überall treten Straßengaukler auf – Jongleure, Musiker, Akrobaten – und manche, wie an diesem Tag, mit Feuer. Flammen wirbelten durch die Luft, Menschen klatschten, und für ein paar Minuten stand man einfach nur da und ließ sich mitreißen. Kostenlose Unterhaltung auf höchstem Niveau – mitten im Herzen der Stadt.

Natürlich begegneten uns auch noch viele weitere Zwerge, mal zu zweit, mal in Gruppen, mal so versteckt, dass man sie fast übersehen hätte. Wir kamen auf fünfunddreißig – also nur ein kleiner Bruchteil, aber genug, um zu verstehen, warum diese Stadt jeden Besucher sofort für sich gewinnt.
Zwischendurch machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Basilika. Innen kühl, still und beeindruckend – ein schöner Kontrast zum bunten Leben draußen.
Breslaus Rathaus – ein Märchen aus Stein
Und dann dieser Blick über den Marktplatz, das Herz von Breslau. Das Rathaus ist ein echtes Schmuckstück – ein Meisterwerk spätgotischer Baukunst, dessen reich verzierte Fassade bei jedem Licht anders wirkt. Überall filigrane Ornamente, Wappen, Figuren – und dieser kunstvoll verspielte Uhrenturm, der wie ein Märchenrest aus einer anderen Zeit wirkt.

Rundherum rahmen farbenfrohe Bürgerhäuser das Ensemble ein, jedes Haus anders, keines gleich. Mal zartgelb, mal ziegelrot, mal türkis, mal blassgrün – als hätten sich Architekten über Jahrhunderte hinweg gegenseitig übertrumpfen wollen. Und doch ergibt alles ein harmonisches Bild, das man kaum sattsehen kann.
Dazu Kopfsteinpflaster, das in der Sonne glänzt, Straßencafés mit kleinen Tischen, an denen das Leben pulsiert – Breslau hat Stil, ohne sich wichtig zu machen.

Was ebenfalls auffällt: Essen kann man hier wirklich an jeder Ecke. Rund um den Markt reiht sich ein Restaurant ans nächste – polnisch, italienisch, asiatisch, vegan, Streetfood, Fine Dining – alles vertreten. Und mitten drin: ein Hard Rock Café. Kein Ort, den man überall findet – er steht eher für große, internationale Städte. Und genau so wirkt Breslau auch: offen, lebendig und überraschend weltoffen.

Für jeden Geschmack, für jeden Geldbeutel findet sich etwas – und ganz ehrlich: Verhungern ist in Breslau schlicht unmöglich.
Und obwohl viele Menschen unterwegs waren – Touristen, Familien, Straßenkünstler, Studenten – war es erstaunlich angenehm. Kein Gedränge, kein Geschiebe, keine Hektik. Alles lief ruhig, freundlich, fast gelassen.
Ich mag normalerweise keine Menschenmassen, aber hier war das anders. Vielleicht, weil die Stadt groß genug ist, um allen Platz zu geben. Oder einfach, weil Breslau genau weiß, wie man seine Gäste willkommen heißt.
Parkhaus mit Überraschung
Nach einigen Stunden meldete sich dann mein Knie. Zeit, den Rückweg anzutreten. Es war mittlerweile 18 Uhr, und mit drei Stunden Fahrt vor uns war das Timing gar nicht so schlecht. Als wir am Parkhaus ankamen und unser Ticket lösten, war das Erstaunen allerdings groß: 75 Złoty / ca. 18 € – für ein paar Stunden Parken. Ganz ehrlich, ja ich parkte in der Innenstadt, den Preis fand ich schon sportlich. Aber gut, irgendwo muss der Platz ja leer bleiben.
Wir fuhren los, rollten durch das Abendlicht aus der Stadt hinaus, und nach rund drei Stunden inklusive Grenzstau – als es längst dunkel war – waren wir wieder zu Hause. Ein langer Tag, aber ein schöner. Und eines ist sicher: Breslau, wir kommen wieder. Wir müssen ja noch 765 Zwerge finden.
Wenn dir mein Reisebericht von Breslau gefallen hat, könnte dir auch unser Besuch auf der Leuchtenburg in Thüringen gefallen – Geschichte, Aussicht und ein Hauch von Porzellan.

👉 Hinweis am Wegesrand
Marktplatz in Breslau – Sehenswürdigkeiten und Reisetipps
Das Alte Rathaus (Ratusz) – Herz und Wahrzeichen der Stadt
Mit seinen gotischen Türmen, kunstvollen Fassaden und dem astronomischen Uhrwerk ist das Rathaus das prägnanteste Gebäude am Rynek. Im Inneren befindet sich das Museum für bürgerliche Kunst, das Einblicke in Breslaus Geschichte bietet. Und im Keller liegt die berühmte Piwnica Świdnicka, einer der ältesten Gasthöfe Europas.
Tipp: Der Innenhof lohnt sich für einen kurzen Rundgang – oft spielen dort Straßenmusiker.
Webseite: visitwroclaw.eu
Plac Solny – der Blumenmarkt mit 24-Stunden-Charme
Gleich hinter dem Rathaus liegt der kleine Salzplatz, heute bekannt für seinen Blumenmarkt, der fast rund um die Uhr geöffnet ist. Bunte Sträuße, duftende Rosen und freundliche Verkäufer machen ihn zu einem Lieblingsort der Einheimischen – besonders in den Abendstunden, wenn die Stände im warmen Licht leuchten.
Tipp: Direkt am Platz liegen einige charmante Cafés – perfekt für eine kurze Pause zwischen Stadtbummel und Zwergenjagd.
Webseite: visitwroclaw.eu
Unter dem Marktplatz – Das Breslauer Museum der Stadtgeschichte
Wenige wissen, dass sich unter dem Pflaster des Rynek ein modernes Museum befindet: das Muzeum Miejskie Wrocławia – Städtisches Museum Breslau. In historischen Gewölben erfährt man mehr über die wechselvolle Geschichte der Stadt, von der mittelalterlichen Handelsmetropole bis zur Neuzeit.
Tipp: Eingang direkt am Rathaus, ausgeschildert als Muzeum Sztuki Mieszczańskiej – ideal für einen kurzen Abstecher bei Regen.
Webseite: visitwroclaw.eu
Übernachten in Breslau – Tipps für ein entspanntes Wochenende
Breslau eignet sich hervorragend für einen Kurztrip oder ein verlängertes Wochenende – zwei bis drei Tage reichen meist, um Altstadt, Zwerge und Küche kennenzulernen. Entsprechend groß ist die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Wer zentral wohnen möchte, findet in der Altstadt viele Hotels in allen Preisklassen. Ein beliebtes Hotel ist das PURO Hotel Wrocław Stare Miasto, modern, stilvoll und nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt – ideal für alle, die abends noch durch die Gassen schlendern wollen.
Etwas ruhiger, aber charmant liegt das Art Hotel Wrocław, ein traditionsreiches Haus mit warmem Ambiente und viel Liebe zum Detail – perfekt für alle, die es gemütlicher mögen.
Günstiger übernachten lässt sich in einem der zahlreichen Hostels rund um die Universität oder in kleinen Pensionen am Oderufer.
Und wer mit dem Camper unterwegs ist, findet im Umland einfache, gepflegte Stellplätze, etwa beim Camping Wrocław nahe des Zoologischen Gartens – mit Stromanschluss, Duschen und guter Anbindung ins Zentrum.
Wie hat euch mein Reisebericht über Breslau gefallen? Erzählt es mir gern in den Kommentaren. Ich freue mich auch, wenn ihr von euren eigenen Erlebnissen, Lieblingsorten oder Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt berichtet.
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